Artikel von Sabine Mertens mit freundlicher Unterstützung von Rainer Jacobs
Das Wichtigste ist für uns die Freude und der Spaß am Ausstellen. Dies bezieht sich sowohl auf mich, als Aussteller, als auch auf meinen Hund.
Und so war schon immer meine Devise:
„Sollte mir, oder meinem Hund das Ausstellen keinen Spaß (mehr) machen, werden wir es lassen.“
Was passiert bei einer Ausstellung?
Mein Hund wird in seinem Erscheinungsbild und wie ich ihn präsentiere durch einen Richter bewertet.
Er muss dem Rassestandart entsprechen, es wird bewertet, wie er sich bewegt, es wird der Zahnstatus überprüft, bei Rüden wird getastet, ob beide Hoden da sind.
Er sollte in Ausstellungskondition sein, das heißt er ist gepflegt, in rassetypischer Frisur, ist weder zu dick noch zu dünn.
Mein Hund soll sich freundlich, aufmerksam und sicher zeigen und sich ohne Gegenwehr vom Richter abtasten und auch die Zähne ansehen lassen. Er soll sich an einer Vorführleine neben dem Aussteller frei bewegen, ohne mit zu starkem Zug in der Leine zu hängen.
Zum Aussteller gibt es zu bemerken, dass sich auch dieser natürlich angepasst der Ausstellung kleiden sollte. Sportlich elegant ist nie verkehrt. Flache bequeme Schuhe sind empfohlen.
Dieses klingt so ja nicht schwer, und doch kann und sollte man einiges vorher üben.
So habe ich mit meinem Welpen das Laufen auf verschiedenen Untergründen (Fliesen, Rasen, Sand, Beton, Teppichboden…..) geübt.
Ich war mit Odin an Orten, wo viele Menschen und Geräuschkulissen zu finden sind (Bahnhof, Baumarkt, Einkaufcenter….), manchmal hab ich das Hundebaby getragen, später ist er selbst durch die Menschenmengen gelaufen.
Ich gewöhne meinen Welpen/Junghund an andere Hunde, auch anderer Rassen und Größen. Dies kann auf einem Hundeplatz, Hundespielwiese oder in einer Hundegruppe geschehen.
Das freie Stehen kann ich schon früh als kleine Übungen in den täglichen Ablauf mit einbauen.
Dieses kann ich durch das Berühren mit der Hand am Bauch, vor den Hinterbeinen unterstützen und mit einem langgezogenem ruhigem „Steh“ üben. Am Anfang ist ein leichtes Streicheln des Bauches oder der Innenseite der Oberschenkel dabei erlaubt. Mit wenigen Sekunden anfangen und mit Leckerli oder Spielzeug belohnen. Nicht verzweifeln, das ruhige Stehen klappt nicht von heute auf morgen. Lieber immer wieder in kurzen Sequenzen üben, denn gerade das „sich nicht bewegen“ fällt jedem Hund schwer. Ich übe es fast täglich beim Spaziergang, baue es einfach als kleine Trainingseinheit mit ein.
Das Berühren, Streicheln und Zähne zeigen kann man vorsichtig auch schon mit dem Junghund üben. Ich lasse ihn von fremden Leuten berühren und streicheln und lobe ihn dafür.
Bei den Zähnen zeigen übe ich es erst selbst mit meinem Hund, bevor ich Fremde da ranlasse. Hierfür vorsichtig die Lefzen nach oben schieben, nacheinander auf beiden Seiten, und auch die Backenzähne kann man erkennen, wenn man die Lefzen vorsichtig an der Seite nach hinten zieht. Dabei kann das Kommando „Zähne zeigen“ verwendet werden. Später kann diese Übung durch eine andere Person in meinem Beisein vorsichtig geübt werden.
Der Blick nach hinten in den Fang erfordert ein vorsichtiges Öffnen des Mauls, wichtig ist auch hier ein ruhiges Umgehen mit dem Hund und lobender Zuspruch.
Auch das Stehen auf einem Trimmtisch kann man schon mit dem Welpen üben. Mit Belohnung wird er sehr schnell lernen, dass auf dem Tisch nichts Schlimmes passiert, er auch dort sicher stehen kann. Bitte nicht auf den Tisch rauf- oder vom Tisch runterspringen lassen.
Auch das Laufen an einer Vorführleine haben wir schon früh geübt. Ich nehme eine Vorführleine mit Kehlkopfschutz. Die Leine soll nicht wie ein normales Halsband sitzen, sondern vor dem Kehlkopf und direkt hinter den Ohren. Der Hund lernt so, dass er mit stolz erhobenem Kopf läuft. Bitte nicht zerren und zotteln!
Auch das übe ich bei manchen Spaziergängen an einem ruhigen Ort, damit er sich an das ungewohnte Gefühl der Vorführleine gewöhnen kann.
Auch kann man schauen, ob es in der Nähe eine Ortsgruppe gibt, welche Ringtrainings anbietet, manchmal sogar mit einem professionellen Handler (jemand der fremde Hunde auf einer Show vorführt).
Dort lernt nicht nur der Hund, sondern auch der Eigentümer, was bei einer Ausstellung auf ihn zukommt, wie man im Ring läuft und auch, an welcher Seite der Hund zu führen und zu zeigen ist.
Es wird entgegen dem Uhrzeigersinn gelaufen, der Hund ist stets linksseitig zu führen, so dass er nicht verdeckt wird. Der Richter wird euch sagen, wie zu laufen ist, ob eine Runde im Ring, ein Dreieck, oder nur eine Gerade und zurück.
Niemals zwischen Hund und Richter stehen, der Hund soll immer für den Richter vollständig zu sehen sein.
Die Geschwindigkeit sollte so angepasst sein, dass Euer Hund raumgreifende (große) Schritte macht und nicht tippelt. Auch das kann geübt werden.
Dann kommt irgendwann der Tag der ersten Ausstellung. Die Aufregung ist groß und das ist auch normal.
Ich versuche meinen Welpen in der Baby- (3-5 Monate) oder Jüngstenklasse (6-8 Monate) das erste Mal auszustellen, einfach um zu sehen, wie er sich gibt. Dies ist eine tolle Übung und das Hundekind kann erleben, wie toll und aufregend doch so eine Ausstellung ist. In der Baby- und Jüngstenklasse wird noch nicht so auf den „Gehorsam“ geachtet, das „Steh“ muss noch nicht perfekt sein und auch ist klar, dass das Laufen und die Konzentration bei einem Welpen noch nicht so ist, wie bei einem erwachsenem Hund. Hier ist die Note vv (vielversprechend) zu erlangen.
Bei uns gibt es nach jeder Ausstellung ein neues Spielzeug und so ist die Freude immer riesig.
Es gibt vielleicht schon die ersten Erfolgserlebnisse, wie einen Auftritt und sogar Sieg in der Babyklasse im Ehrenring.
Es geht also in den Ring.
Der Richter wird sehen, wie Aussteller und Hund zusammen den Ring betreten. Das ist schon sein erster und durchaus wichtiger Eindruck vom Team, Aussteller – Hund.
Der Richter erwartet von uns die Fairness und den Respekt, den auch er uns entgegenbringt.
Was sieht der Richter gerne:
Temperamentvolle freundliche Hunde, liebevoller Umgang mit dem Hund, eine stabile Mensch-Hund-Beziehung.
Was ist ein NO GO.
Aggressives Verhalten des Hundes, knurren gegenüber Artgenossen und Menschen, das Hinstellen des Hundes durch Hochheben an der Rute, eingeschüchterte ängstliche Hunde mit eingeklemmter Rute.
Auch wird ein Führen des Hundes mit dem Leckerli vor der Nase nicht gerne gesehen. Das heißt nicht, dass der Hund nicht motiviert und gelobt werden darf.
Zuerst wird zum Richtertisch gelaufen, der Richter bekommt so seinen ersten Eindruck vom Hund in der Bewegung. Dann fragt er nach dem genauen Alter….. Das Richten beginnt. Bei mehreren Hunden im Ring ergibt sich die Reihenfolge anhand der Startnummern und die Hunde müssen nach dem einzelnen Bewerten der Hunde auch noch gegeneinander laufen. Auch hier wird Fairness unter den einzelnen Ausstellern erwartet. Jeder liebt seinen Hund und möchte natürlich den Sieg, trotzdem ist und bleibt es eine Entscheidung des Richters. Dem Sieger wird der Richter zuerst die Hand reichen. Natürlich kann der Richter nach Beendigung des Richtens freundlich angesprochen werden, um seine Entscheidung in einem persönlichen Gespräch noch einmal zu begründen.
Der Sieger der Rasse erhält das sogenannte BOB (Best of Breed – Bester der Rasse), der Sieger des jeweiligen anderen Geschlechts erhält das BOS (Best opposite sex– Bester des anderen Geschlechts).
Für BOB und BOS werden nur Hunde nominiert, welche ein V1 (vorzüglich 1) mit allen Anwartschaften erreicht haben.
Der BOB-Hund bei der Spezial Terrier Ausstellung kann dann im Ehrenring noch um den schönsten Hund der Show laufen, um das BIS (Best in Show).
Auch der beste Junghund und der beste Veteran kann im Ehrenring in der jeweiligen Altersklasse laufen und vielleicht auch auf ein Treppchen gelangen.
Ich wünsche allen, welche sich zum Ausstellen ihrer Hunde entschließen vor allem Freude und Spaß daran. Und allen anderen gebe ich mal die Anregung eine Ausstellung zu besuchen, auch das kann viel Freude machen.
Sabine Mertens
mit freundlicher Unterstützung von Rainer Jacobs