Der Kerry im Agility

(von Reinhard Krüger)

Diesen Beitrag habe ich auf Anregung unserer Rassebeauftragten hin verfasst, um insbesondere darzustellen, welche Herausforderungen dieser Sport stellt und welche Qualitäten der Kerry Blue Terrier dafür mitbringt. Zum eigenen Hintergrund: Wir halten in der Familie seit ca. 30 Jahren ausschließlich Rüden „unserer“ Rasse, wobei immer mindestens 2 Tiere miteinander (friedlich!) leben. Seit 11 Jahren betreibe ich intensiv die Hundesportart AGILITY.

clip_image002Um die Antwort vorweg zu nehmen: Der (gesunde) Kerry ist für hundesportliche Aktivitäten absolut geeignet; auch noch im fortgeschrittenen Alter! Jeder Hund nimmt alle Art von „geistiger“ Betätigung nur allzu gern auf, wodurch die Teambeziehung gefördert wird.

Obwohl aus unterschiedlichsten Zuchtlinien stammend, waren alle meine Kerrys von ihrem Charakter her feinfühlig und leicht erregbar. Das macht sie zu einem verlässlichen Partner und für den Hundesport geradezu ideal geeignet. Probieren Sie es aus und sie werden überrascht und begeistert sein, zu was ihr Hund alles in der Lage ist und wie sehr es ihr „Hundeleben“ bereichert!

Agility, was ist das?

Was Agility ist, welche Hindernisse es gibt und wie das Regelwerk aussieht, lässt sich allenthalben nachlesen, weshalb ich hier andere Darstellungsschwerpunkte setzen möchte.

Kurz gesagt muss der Hund beim Agility auf einem Parcours Hindernisse unterschiedlicher Art in einer festgelegten Abfolge möglichst schnell überwinden. Dabei darf er vom Hundeführer durch Zeichen oder Kommandos unterstützt werden. Im Ergebnis zählt ausschließlich die Leistung des Hundes (Zeit und etwaige Fehler). Entsprechend dem Reglement hat der Kerry das Los, sich mit Border Collies, Malinois, Tervueren, Australien Shepherd, etc. messen zu müssen und startet bei Turnieren in der Klasse „large“.

clip_image004Der besondere Reiz von Agility liegt für mich darin, dass Hund und Hundeführer sich nicht darauf einrichten können, welche Hindernisse zur Verwendung kommen. Einsatz und Abfolge der zu bewältigenden Geräte sind variabel und unterliegen der Phantasie und Kreativität des Leistungsrichters. Damit ist jeder Parcours eine neue Herausforderung, und das macht diese dynamische Sportart so äußerst spannend.

Da es im Gegensatz zu anderen Hundesportarten keine planbaren Abläufe gibt, müssen Hund und Hundeführer in Training und Wettbewerb höchst konzentriert und aufmerksam sein. Sie wachsen mit der Zeit zu einem „eingespielten Team“, bei dem die Partner erkennen, was der andere anstrebt. Im Wettbewerb hat der Hundeführer in der Regel 5 Minuten Zeit, um sich den Parcours im Rahmen einer Begehung einzuprägen. Dabei muss er unter Berücksichtigung des eigenen Laufvermögens einen dem Hund entsprechenden ökonomischen (schnellen) Weg wählen. Man sieht: Agility fördert neben führerischen Qualitäten, körperliche Fitness, intellektuelle und kognitive Fähigkeiten nebst mentaler Stärke.

Ein Hinweis noch: Die Teilnahme an Turnieren erfordert den einmaligen Nachweis der Begleithundeprüfung.

Spaßfaktor

„AGILITY IS FUN“ lautet ein Motto, dessen Philosophie ich erst nach längerer Zeit verstanden und für mich verinnerlicht habe. Ohne die Konsequenz in der Ausbildung zu vernachlässigen, steht beim AGILITY der Spaß im Vordergrund – und zwar in erster Linie für den Hund! Wenn ich unserem Partner vermitteln kann, dass er etwas richtig, bzw. gut gemacht hat, wird er seine Rolle mit aller Hingabe, zu der er fähig ist, immer wieder begeistert erfüllen. Ich war immer gut beraten, die Fehler meines Hundes zu ignorieren und die erfüllte Aufgabe (richtig ausgeführte Übung) nachdrücklich bis überschwänglich zu (be-)loben. Auch das mit der „honigsüßen Stimme“ habe ich erst mühsam lernen müssen…. und es hat sich ausgezahlt! Übrigens: Fehler macht immer der Hundeführer, nicht Ihr Hund!

Ausbildung

Wie bereits ausgeführt, bringt der Kerry Blue Terrier von seiner ursprünglichen Bestimmung her gute Anlagen zur sportlichen Betätigung mit. Als ich mich entschlossen habe mit dem Hundesport anzufangen, konnten mein Hund und ich mangels Vergleichsmöglichkeiten nicht ahnen, wie viele ungeeignete Vereine und unqualifizierte „Ausbilder“, bzw. „Trainer“ es gibt. Mein Rat an dieser Stelle: Entscheiden Sie sich nach Möglichkeit für einen Verein, der nur diese Sportart vermittelt, bzw. bei dem Agility die gleiche Wertschätzung hat, wie andere Ausbildungssparten. Meiden Sie Vereine, in denen außer mit Lob und positiver Bestätigung mit Zwangsmitteln “gearbeitet“ wird. Ich zitiere in diesem Zusammenhang gerne den von Ausbildern beschönigten „Leinenruck“!

Da es beim Agility –wie erwähnt-   „den Parcours“ nicht gibt, wird sich die Ausbildung schwerpunktmäßig zunächst auf das Kennenlernen der Geräte beschränken. Im Gegensatz zum Sprung läuft nicht jeder Hund sofort unbefangen über einen Steg, die A-Wand, Wippe oder gar den Slalom. Hier wird der Hund nach und nach mit den einzelnen Geräten vertraut gemacht. Das Erlernen unterschiedlicher Führtechniken zur ökonomischen Parcoursbewältigung braucht seine Zeit. Haben Sie mit sich selbst Geduld! Sie werden bei fortgeschrittenem Ausbildungsstand feststellen, über ein völlig neues „Körpergefühl“ zu verfügen.

Problemzonen

Es gibt unterschiedliche Methoden, die Hunde an die beim Agility gebräuchlichen Hindeclip_image006rnisse heran zu führen. Nur zu gerne geht mit unserem Partner das Temperament durch, wenn er z.B. die sogenannten Kontaktzonengeräte (Wippe, Steg, A-Wand) überwinden soll, wobei das Reglement vorschreibt, dass der Hund beim Auf-, bzw. Abgang die markierten Bereiche zumindest mit einer Pfote berühren muss. Insbesondere beim Abgang “schlampt“ der triebige Hund und heimst sich dabei häufig unnötige Fehlerpunkte ein. Bestehen Sie darauf, dass Ihr Hund am Abgang mit den Hinterpfoten auf dem Hindernis verharrt. Ob mit „Klicker“ oder „Target“ -wie auch immer- Lob und Beharrlichkeit sind auch hier das Erfolgsrezept in der Ausbildung.

Slalom

Trainingsziel ist, den Hund die Slalomstangen selbständig abarbeiten zu lassen; ob links oder rechts geführt; in Idealfall sogar auf Distanz durch bloßen Zuruf. Beim Training dieses Hindernisses haben Sie ebenfalls die Möglichkeit, auf mehreren Wegen, z. T. mit Unterstützung von technischen Hilfsmitteln, das Trainingsziel zu erreichen. Zum Glück hat der Kerry ein kurzes Gebäude, so muss er sich nicht schlangengleich um die Stangen krümmen. Achten Sie darauf, dass Ihr Trainingsgerät den vorgeschriebenen Stangenabstand von 60 cm hat!

Sprunghindernisse

Ohne je zu „besonderen“ Trainingsmethoden gegriffen zu haben kenne ich von meinen Kerrys „Stangenwerfen“ nicht. Dass der Junghund im Rahmen erster Führigkeitsübungen nur um Pylonen, bzw. über am Boden liegende Stangen geführt wird, sollte sich von selbst verstehen. „Richtig“ springen (60-65 cm) darf er bei mir erst nach dem Ergebnis der HD-Untersuchung.

Ausbildungsbeginn

clip_image008In diesem Zusammenhang ergibt sich die Frage, in welchem Alter man mit dem Agility Training überhaupt anfangen kann. Meiner Meinung nach darf man durchaus mit Junghunden (6 Mon.) kurze spielerische Übungen machen. Man kann das Selbstvertrauen bereits in diesem Alter auch schon durch Führen an der Leine über (niedrig gelegte) Kontaktzonenhindernisse stärken. Auch der ältere Hund kann Agility noch erlernen und dabei erfolgreich sein.

Weniger ist mehr!

Kompetente Trainer haben mich zur Einsicht gebracht, dass durch Pausen unterbrochene kurze Trainingseinheiten beim Hund den besten Lernerfolg haben. Ich übe mit meinem Hund 1 bis 2 x wöchentlich je ca. 15 Minuten. Wenn eine neue Lektion gelingt, sollte mit diesem Erfolg abgeschlossen und überschwänglich gelobt werden.

Grenzen

Irgendwann ist es dann einmal soweit. Sie haben Ihren Hund gut ausgebildet und nehmen an Ihrem ersten Turnier teil. Alles läuft bestens und Sie vergessen in Ihrer Aufregung auch nicht den Parcoursverlauf, so dass ihr Hund fehlerfrei ins Ziel läuft. Seien Sie nicht enttäuscht, dass Ihnen die Border Collies „die Zeit kaputt“ machen. Leider sind unserer Rasse hier anatomische Grenzen gesetzt. Die Chance liegt darin, insbesondere bei engem Parcoursverlauf führtechnisch besser zu sein und dann der Konkurrenz „die Kralle“ zeigen zu können.

Es gibt allerdings auch ein kleines „Haar in der Suppe“. Hundesportliche Aktivitäten sind Ausstellungskarrieren nicht gerade förderlich; so haben meine Lieben aus pflegerischen Gründen zwar immer noch das weitgehend rassetypisches Aussehen, sind aber mittlerweile zu einer „flotten Variante“ mutiert.

clip_image012Damit will ich meine AGILITY HYMNE beenden und hoffe, Sie mit dem clip_image010AGI-Virus angesteckt zu haben. Versuchen Sie’s doch auch einmal. Ich verspreche Ihnen trotz gelegentlicher Rückschläge jede Menge Glückshormone – für beide Seiten!

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